Verlegung Stolpersteine
Die Historikerin Feuerstein-Prasser schreibt zu Lili Wieruszowski: "Ihr Name ist längst in Vergessenheit geraten, selbst hier an der Friedenskirche Ehrenfeld, wo [sie] von 1922 bis 1925 als Organistin gewirkt hat. Doch es gibt gleich mehrere Gründe, heute wieder an Lili zu erinnern. Ihr Todestag hat sich 2021 zum 50. Male gejährt, passenderweise genau zum Jubiläumsjahr der jüdischen Gemeinde Köln, die nachweislich seit 321 existiert, also 1700 Jahre alt ist. Ähnlich wie Ernst Flatow hatte nämlich auch Lili jüdische Wurzeln, wenngleich sie protestantisch getauft worden war. Und wie Ernst Flatow verlor sie mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ihre Existenzberechtigung in Deutschland und wurde faktisch mit Berufsverbot belegt."
Den Menschen jüdischer Herkunft wurden Zug um Zug die Grundrechte verwehrt, die Ehre genommen, das Eigentum beschlagnahmt, sie wurden aus ihren Wohnungen vertrieben, erhielten Berufsverbot, man sperrte sie ein, beutet sie aus und ermordete sie. Am Ende streuten die Täter sogar die Asche dieser Menschen in alle Winde, um ihre Spuren zu verwischen.
"Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", zitiert Gunter Demnig den Talmud. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten. Auf den Steinen steht geschrieben: "HIER WOHNTE ...". - Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch.
Im vorigen Jahr feierten wir "1700 Jahre jüdisches Leben in Köln". Die evangelische Gemeinde Köln-Ehrenfeld beteiligte sich u. a. mit drei Projekten: Mit der Aufarbeitung des Lebens und Wirkens Lili Wieruszowskis, einem Orgelkonzert mit Psalmchorälen von Lili Wieruszowski und mit der Verlegung zweier Stolpersteine für Lili Wieruszowski und Ernst Flatow durch Gunter Demnig. Unterstützt wurde die Gemeinde bei letzterem durch das NS-Dokumentatioszentrum der Stadt Köln.
Im Gerling-Quartier, in Sichtweiter der Domtürme, lebte Ernst Flatow im Haus Hildeboldplatz 23 (heute steht dort ein Neubau). Vor dem Haus verlegte Gunter Demnig einen Stolperstein mit der Inschrift:
HIER WOHNTE PFARRER ERNST FLATOW JG. 1887 VERSTECKT GELEBT DEPORTIERT 1942 GHETTO WARSCHAU ERMORDET
Pfarrer Kuttner würdigte den Leidensweg Flatows und las sein Gedicht "Der Nebel liegt wie Blei ..." vor, in welchem Flatow all seine Not hinausschreit. Neben den Stolperstein legte die Gemeinde einen Blumenstrauß nieder.
Vor der Friedenskirche wartete bereits eine Gruppe Interessierter auf den Künstler Gunter Demnig. Vor dem Eingang zur Kirche verlegte er dann einen Stolperstein gegen das Vergessen, zur Erinnerung an die Organistin:
HIER ARBEITETE LILI WIERUSZOWSKI JG. 1899 BERUFSVERBOT 1933 FLUCHT 1933 SCHWEIZ
In seiner Ansprache erinnerte Pfarrer Kuttner daran, wie das Wirken von Lili Wieruszowski an der Friedenskirche wiederentdeckt wurde und dankte seinem Mitbruder, Pfarrer Armin Beuscher aus Lindenthal, für den entscheidenden Hinweis. Auch für Lili zeichnete er den Weg der Verfolgung und Bedrohung durch die Nationalsozialisten nach und hob hervor, dass Lili in der Schweiz - bei aller Not - Hilfe von den bekannten Theologen Karl Barth und Eduard Thurneysen erfuhr. Neben dem Stolperstein legte die Gemeinde ebenfalls einen Blumenstrauß nieder.
Text & Bilder: Gerd Buckan, Bild Lili Wieruszowski aus „Zum Gedenken an Lili Wieruszowski“, Hochuli 1995
Video zur Verlegung der Stolpersteine
Termine
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